Prähistorische Zeit
Die ältesten in Spanien gemachten Funde datieren etwa auf 30000 bis 50000 v.Chr. Die wichtigsten Überreste sind die Höhlen Cova Negra (Játiva) und Piñar (Granada).
Das Keltisch-Iberische Spanien
Die Griechen bezeichneten die ursprünglichen Einwohner der Iberischen Halbinsel als Iberer. Es handelte sich aber um mehrere verschiedene Völker. Laut archäologischen, anthropologischen und genetischen Nachforschungen sollen sie zur Zeit des Neolitikums (5000 - 3000 v. Chr.) auf die Halbinsel gelangt sein.
Einige Wissenschaftler meinen, daß sie aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten, andere glauben, daß sie von den Begründern der megalitischen Kultur (Großbritannien, Irland, Frankreich), von der es auch in Spanien zahlreiche Funde gibt, abstammen.
Die am höchsten entwickelten Iberer waren zweifelsohne die Tartessos, welche die älteste westeuropäische Hochkultur begründeten, sowie deren Nachfahren "Turdetanos" und "Turdulos".
Etwa 1200 v.Chr. drangen keltische Stämme vom Norden her in Spanien ein. Sie vermischten sich mit den Iberern und es entstand die keltisch-iberische Volksgruppe. Ungewiß ist der Ursprung der Basken, die in den Bergen Nordspaniens leben. Höchstwahrscheinlich sind sie Nachfahren eines vor-iberischen Stammes.
Phönizier, Griechen, Karthager
1100 v.Chr. landeten phönizische Seefahrer an der spanischen Küste und begründeten Kolonien, mit denen sie umfangreichen Handel betrieben. Die bedeutendste davon waren Gadir, (das heutige Cadiz), Malaca, (das heutige Malaga) und Abdera, (das heutige Adra in Almeria). Auch die Griechen legten Kolonien vor allem an der Mittelmeerküste an.
Während Karthago mit Rom die punischen Kriege ausfocht, drangen die Karthager auch in Spanien ein und eroberten weite Teile des Landes. Bedeutende Siedlungen schufen sie auf der Insel Ibiza und in Cartagena, das sie "neues Karthago" nannten.
Römer und Goten
Nach der endgültigen Niederlage Karthagos eroberten die Römer auch ihre spanischen Kolonien und im Zuge praktisch die gesamte Halbinsel. Die Provinz Hispania entwickelte sich in der Folge zu einem vollwertigen Bestandteil des römischen Reiches, sogar zwei römische Kaiser, Hadrian und Trajan, wurden hier geboren. Die Spanier ihrerseits absorbierten völlig die römische Kultur, bis heute offensichtlich in ihrer Landessprache.
Als das "Römische Weltreich" zu fallen begann, fielen gotische Stämme in Spanien ein und eroberten nach und nach das ganze Land. 419 riefen das erste gotische Königreich aus.
Die Epoche der Mauren und die "Reconquista"
Die gotische Herrschaft dauerte bis 711, als muslimische Heerscharen die Straße von Gibraltar überquerten und den letzten Gotenkönig Roderik besiegten. Besonders Südspanien, das damals Al-Andalus hieß, blühte unter den Mauren auf, vor allem dank der neuartigen arabischen Bewässerungstechnik in der Landschaft sowie weiterer wissenschaftlicher Errungenschaften. Die Mauren eroberten rasch den Großteil der iberischen Halbinsel, bis der Gotenkönig Pelayo ihren Vormarsch in der Schlacht von Covadonga in Nordspanien ins Stocken brachte. Dieses Ereignis wird immer wieder symbolisch als der Beginn der Rückereroberung des Landes durch die Christen, der Reconquista, bezeichnet, obwohl die Mauren noch acht Jahrhunderte lang weite Teile Spaniens beherrschen sollten.
Das maurische Spanien wurde mit der Zeit unabhängig vom arabischen Reich, im 10. Jahrhundert rief Abderraman III. Al-Andalus zu seinem eigenen Kalifat aus. Cordoba war in jener Epoche das unzweifelhafte kulturelle Zentrum dieses Teils der Welt.
Streitigkeiten zwischen den maurischen Adelsfamilien führten schließlich dazu, daß das gewaltige Reich in zahlreiche kleine Kalifate zerbrach. Nun begannen die Christen im Norden des Landes die Rückeroberung. Die Vereinigung der beiden bedeutendsten christlichen Königreiche durch die Hochzeit von Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien im Jahr 1469 war der Wendepunkt: von nun an verloren sie schnell an Boden, und 1492 eroberten die Christen das letzte maurische Kalifat, Granada.
Die "Katholischen Könige"
Isabella und Ferdinand gelang es, das ganze Land unter ihrer Krone zu vereinigen. Ihr Bestreben, Spanien zu "re-christianisieren" resultierte jedoch in der berühmt-berüchtigten Spanischen Inquisition. Tausende Juden, Mauren und sonstige Andersgläubige, die sich nicht zum Christentum bekennen wollten, wurden des Landes verwiesen oder umgebracht.
Diese schwarze Epoche der spanischen Geschichte fiel mit einer goldenen zusammen, denn nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus 1492 flossen tonnenweise Reichtümer aus der neuen Welt in das Land ein. Spanien entwickelte sich zu einer der mächtigsten Nationen der Welt, und das "Goldene Zeitalter" brach an.
Die Häuser Habsburg und Bourbon
Als Isabella 1504 starb hinterließ sie den Thron ihrer Tochter Johanna, die als "Johanna die Wahnsinnige" in die Geschichte einggehen sollte. Ihr Ehemann Phillipp ("der Schöne") war der Sohn des deutschen Kaisers, und mit ihm hielt das Haus Habsburg Einzug in Spanien. Karl I. (von Spanien, zugleich Karl V. des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) vereinte 1517 eines der gewaltigsten Weltreiche der Geschichte. Nachdem er sich 1556 ins Kloster zurückzog, wurde es jedoch zwischen der spanischen und der österreichischen Linie der Habsburger aufgeteilt. Spanien blühte wirtschaftlich unter der Habsburger-Krone auf, vor allem dank des Handels mit den amerikanischen Kolonien. Diese Kolonien waren aber zugleich der Grund dafür, daß das Land in teure Kriege mit Frankreich, den Niederlanden und England verwickelt wurde. Der Sturm, der die "unbesiegbare Armada" 1588 auf ihrem Zug gegen England versenkte, beendete auch das "Goldene Zeitalter" Spaniens.
Als der letzte Habsburger-König Karl II. ohne Nachfolger starb, folgte ihm der Neffe des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Bourbon, auf den Thron. Nach der französischen Revolution erklärte Spanien der jungen Republik den Krieg, erlitt aber eine Niederlage. Napoleon, der nun die Herrschaft in Frankreich antrat, besiegte Spanien und setzte seinen Bruder Joseph als König ein. Die Spanier fochten einen langen Unabhängigkeitskrieg, und als Napoleon 1815 in Waterloo endgültig geschlagen wurde, wurde der von ihm entthronte Ferdinand VII. wieder als König eingesetzt. Er herrschte mit strengem Absolutismus. Als er das salische Recht der Thronfolge, das weibliche Nachkommen ausschloß, änderte und nach seinem Tod seine Tochter Isabella die Herrschaft antrat, führte eine Rebellion geleitet von Ferdinands Bruder Karl zum siebenjährigen Krieg. Die Folge waren wirtschaftliche Rezession und politische Instabilität, Spanien verlor einen Großteil seiner Übersee-Besitzungen. Nach der Revolution 1868 mußte Isabella schließlich abdanken, die Erste Republik wurde ausgerufen. Sie hielt aber nur etwa ein Jahr lang. Ein Staatsstreich machte Isabellas Sohn Alfons XII. wiederum zum König. Eine Rebellion in der spanischen Kolonie Kuba 1895 führte schließlich zum Spanisch-Amerikanischen Krieg, mit vernichtenden Folgen für Spanien, das seine letzten Übersee-Besitzungen verlor.
Das 20. Jahrhundert
Die Wirtschaftskrise der frühen Zwanzigerjahre brachte das Land an den Rand eines Bürgerkriegs, und General Primo de Ribera richtete eine Militärdikatatur ein. Er herrschte bis 1930, dann wurden Wahlen abgehalten, die zu einem Sieg der politischen Linken führten. König Alfons XIII. verließ das Land. Die wachsenden Spannungen zwischen der republikanischen Regierung und der nationalistischen Oppostition gipfelten schließlich im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39). Die Nationlisten unter General Franco erhielten Unterstützung vom faschistischen Deutschland und Italien, der republikanische Block wurde offiziell nur von Rußland unterstützt, obwohl zahlreiche Intellektuelle (beispielsweise Ernest Hemingway) sowie politische Aktivisten aus anderen Ländern in den "Internationalen Brigaden" kämpften. Die Nationalisten setzten sich schließlich durch.
Franco konnte Spanien zwar aus dem 2. Weltkrieg heraushalten, aber seine Militärdiktatur führte dennoch zu politischer und wirtschaftlicher Isolation. Während der 50er und 60er-Jahre wurden alle Anstrengungen unternommen, um die internationalen Kontakte zu verbessern, und das Land begann sich wirtschaftlich zu erholen. 1969 setzte Franco fest, daß Juan Carlos von Bourbon, der Enkel Alfons XIII., nach seinem Tod der Regierung als König vorsitzen solle.
Franco starb 1975, und eine konstitutionelle Monarchie wurde ausgerufen. Staatspräsident Adolfo Suarez setzte wichtige Reformen durch. Als er 1981 überraschend seinen Rücktritt erklärte, gab es einen Putsch-Versuch, der aber scheiterte. 1982 setzte sich die sozialistische Partei bei den Wahlen durch, Felipe Gonzalez wurde Regierungs-Chef. Spanien trat 1985 der NATO und 1986 der Europäischen Gemeinschaft bei. 1992 stand das Land ganz besonders im internationalen Rampenlicht, als in Barcelona die Olympischen Spiele und in Sevilla die Weltausstellung EXPO'92 stattfanden und gleichzeitig Madrid zur Europäischen Kultur-Hauptstadt erklärt wurde. |